Bericht eines ungewöhnlichen Lebens
Tatiana Metternich
Viele unserer Gäste besuchten mit uns im Egerland das Empireschloss Königswart (Kynžvart), den ehemaligen Sitz des österreichischen Staatskanzlers Metternich.
Das Schloss stellt ein einzigartiges Beispiel einer repräsentativen Sommerresidenz im Stil des Wiener Klassizismus und Empire dar, das geschmackvoll in einem großen natürlichen Landschaftspark eingebettet ist. Mit dem Umbau des Schlosses für den Staatskanzler Fürst Klemens Wenzel Lothar von Metternich wurde der italienische Baumeister Pietro Nobile beauftragt. Die letzten Besitzer des Schlosses waren Fürst Paul und Fürstin Tatiana Metternich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss enteignet und verstaatlicht.
Das Buch „Bericht eines ungewöhnlichen Lebens“ habe ich für Sie aus zweierlei Gründen ausgesucht: einerseits als Erinnerung an eines der schönsten Reiseziele innerhalb Tschechiens, das vielen von Ihnen bereits bekannt ist, und andererseits aufgrund der aktuellen Lage weltweit.
Eigentlich sollte dieses Buch eine „Pflichtlektüre“ für die jüngere Generation von Lesern darstellen. Insbesondere für jene Menschen, deren Welt scheinbar zerbricht, wenn sie in der derzeitigen Corona-Situation nicht ihre Lieblingsbar oder ihr Fitnessstudio aufsuchen können. Oder wenn ihre Lebensgewohnheiten nicht mehr dieselben sind wie vor dem Ausbruch der Pandemie. Für solche (doch auch für uns alle) könnten gerade die Mitglieder des Hochadels zum Vorbild werden, die – einst an Luxus und Dienerschaft gewöhnt – mit Demut und starkem Willen, ohne „Zuschüsse“ und unter widrigsten Bedingungen ihr Leben erstaunlich gut gemeistert haben. Dies verdient unsere Hochachtung und Bewunderung.
„Tatiana von Metternich, geborene Prinzessin Wassiltschikow, ist vermählt mit Paul Fürst von Metternich-Winneburg, dem Urenkel des österreichischen Staatskanzlers. Sie erlebt schon als kleines Mädchen all die Schrecken der Oktoberrevolution 1917, emigriert mit den Eltern und Geschwistern auf abenteuerliche Weise ins westeuropäische Ausland. Sprachbegabt, intelligent, gebildet und aufgeschlossen geht sie ihren Weg selbstbewusst, findet auch persönlichen Rückhalt im verwandten Hochadel des Westens. Schließlich beschreibt sie überzeugend die selbsterlebten letzten Jahre der Hitlerdiktatur in Deutschland mit dem katastrophalen Kriegsende und der allgemeinen Not der Menschen danach.“
Nach der Hochzeit zieht das junge Paar auf das böhmische Gut Königswart (Kynžwart). Aber das Kriegsende naht, die Russen sind im Vormarsch. Erneute Flucht, diesmal nach Westen. Auf dem Schloss Johannisberg im Rheingau bauen sich der Fürst und die Fürstin eine neue Existenz auf – der Anbau des berühmten Johannisberger Weins wird ihnen zu Hilfe kommen.